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Die
Nussregel. Vom Umgang mit biblischen Geschichten
Hl. Messe zum Jahr der Bibel
Fest Kreuzerhöhung: 14. September 2003
(ab 4. Schuljahr und Familien)
Hinweise
1. Die Verkündiger des Wortes Gottes
leben unter dem Vorwurf, die Ergebnisse der Bibelwissenschaften zu
verschweigen und zu riskieren, dass sich vor allem junge Menschen
vom Gottesdienst abwenden, weil sie in den Schulen und Unis längst
andere Töne hören. Hier ein Versuch, junge und alte Zuhörer/innen
einzubinden.
2. Wenn viele jüngere Kinder zu
erwarten sind, sollten sie das abgebildete Rosenkreuz ausmalen. (Zum
Vergrößern bitte anklicken)
3. Dieser Gottesdienst ist zwar für
Sonntag, den 14.9.03, konzipiert, das Problem des Umgangs mit
biblischen Geschichten können Sie aber an jedem Sonntag
einbringen. Durch die Betonung der Nussregel kommt die Bedeutung des
Tages natürlich nicht so zur Geltung, z.B. dass der Altliturge
Theodor Schnitzler (…)
dieses Fest „Herbstostern“ nannte.
4. Das Symbol der Nuss können Sie
natürlich noch entfalten, indem Sie überlegen, wie Sie Nuss knacken,
ob mit den Zähnen, ob mit einem Nussknacker, von denen es viele
Arten gibt ...
5. Abkürzungen:
GL = Gotteslob, Kath. Gebet- und Gesangbuch;
L. = Gottesdienstleiter oder -leiterin;
Spr. = Sprecherin oder Sprecher;
Tr = Liederbuch „Troubadour für Gott“.
Vorbereitung
Eine Walnuss
liegt bereit.
Lied zu Beginn
Komm her, freu
dich mit uns ... GL 519
Hinführung
Als Bert Brecht,
ausgewiesener Kommunist, nach seiner Lieblingslektüre gefragt wurde,
gab er zur Antwort: „Sie werden lachen
-
die Bibel!“
Die Bibel ist in
392 Sprachen übersetzt und
-
in Teilen
- in weitere 2 287.
-
24 Millionen
Exemplare werden jährlich verkauft. Mit 2,5 Billionen Kopien ist sie
der größte Bestseller aller Zeiten. Aber ehrlich: Wer liest dieses
Buch überhaupt noch? Und viele moderne Bibelwissenschaftler fordern
eine geänderte Sicht der Verkündigung in der Kirche, besonders
bezüglich des Alten Testaments.
Bußakt
L.: Weil das „Buch der
Bücher“ bei uns meist noch im Bücherschrank steht, rufen wir: Herr,
erbarme dich!
Alle: Herr, erbarme dich!
L.: Weil der Liebesbrief
Gottes in Jesus Christus uns heilen kann: Christus, erbarme dich!
Alle: Christus, erbarme dich!
L.: Weil es wichtig ist, die
sieben Siegel der Bibel aufzubrechen, um sie richtig zu verstehen:
Herr, erbarme dich!
Alle: Herr, erbarme dich!
L.: Der allmächtige Gott
erbarme sich unser: Er verzeihe, was wir unterlassen; er helfe uns
in ein erfüllteres Leben
-
auch durch sein göttliches Wort.
Glorialied
Singt dem Herrn
alle Völker ... Tr 153
Ich lobe meinen Gott ...Tr 129
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
wir danken dir, dass wir den ersten Teil der Bibel mit Muslimen und
Juden gemeinsam haben. Hilf uns, voller Ehrfurcht und Staunen die
Worte der Heiligen Schrift zu betasten und sie wie eine Muschel an
unser Ohr zu legen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Lesung aus dem
Buch Númeri
Einleitung:
Der Blick auf eine kupferne Schlange rettet vor dem Tod. Hier wird
im Voraus dargestellt, was der am Kreuz erhöhte Menschensohn einmal
erfüllt.
Auf dem Zug durch die Wüste Sinai
verlor das Volk den Mut. Es lehnte sich gegen Gott und Mose auf und
sagte: Warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt? Etwa damit wir
in der Wüste sterben? Es gibt weder Brot noch Wasser! Dieser
elenden Nahrung sind wir überdrüssig!
-
Da schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk. Sie bissen die
Menschen und viele Israeliten starben.
-
Die Leute kamen zu Mose und sagten: Wir haben gesündigt, denn wir
haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt. Bete zum Herrn,
dass er uns von den Schlangen befreit.
-
Da betete Mose für das Volk. Der Herr antwortete Mose: Mach dir eine
Schlange und häng sie an einer Fahnenstange auf! Jeder, der gebissen
wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht. Mose machte also
eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Fahnenstange auf.
Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der
Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben (Num 21,4b-9).
Alternativ:
Kurzgeschichte „Wort Gottes“
Der
vietnamesische Kardinal Nguyen von Thuan, der im Jahr 2000 unserem
Papst die Exerzitien hielt, berichtet aus seiner Gefangenschaft
unter dem kommunistischen Regime:
Im Gefängnis von Puh-Khank in Vietnam teilten die Katholiken unter
den Gefangenen das Buch des Neuen Testamentes, das sie heimlich
mitgebracht hatten, in kleine Blättchen auf. Sie verteilten sie
untereinander und lernten es auswendig. Da der Fußboden aus Erde
oder Sand bestand, verbargen sie, wenn sie die Schritte der Wachen
hörten, das Wort Gottes darin. Am Abend, in der Dunkelheit, trug
jeder der Reihe nach den Teil vor, den er gelernt hatte. Es war
eindrucksvoll und bewegend, in der Stille und Dunkelheit dem Wort
Gottes zu lauschen, die Gegenwart Jesu, das „lebendige Evangelium“,
zu spüren, mit allen Kräften der Seele vorzutragen und in sich
aufzunehmen.
-
Die Nichtchristen hörten dabei mit Respekt und Bewunderung zu.
Zwischengesang
Liebster Jesu,
wir sind hier ... GL 520
Ich suche dich, Gott ... GL 734
Herr, gib uns Mut zum Hören ... GL 521
Evangelium
nach Johannes
Hinführung:
Die Barmherzigkeit Gottes rettet das
Verlorene.
-
Jesus sagte zu Nikodemus: Und wie Mose
die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn
erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige
Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen
einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde
geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht
in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die
Welt durch ihn gerettet wird
(Joh 3,14-17).
Alternativ
(darauf geht die Predigt auch ein):
Mt 9,9-13:
Die Berufung des Matthäus und das Mahl mit den Zöllnern.
Predigt
(bitte auswählen oder sagen, dass die
Predigt länger wird als sonst ...)
Besonders gern zu
Weihnachten schießen die großen Illustrierten wie Spiegel, Stern
oder Focus Breitseiten gegen unser Verständnis der Bibel ab. Da
seien doch oft viele Jahrzehnte, ja Jahrhunderte später Material
gesammelt worden, das vorschnell zum Wort Gottes erhoben worden
wäre. Den Leuten in der Kirche werde das vorenthalten. Und wenn die
Jugendlichen in der Schule oder später an der Uni was ganz anderes
hörten als in den Kirchen, würden sie sich vollends abwenden!
Mit dieser Nuss möchte ich einmal
versuchen, zwischen den Generationen einen gangbaren Weg
aufzuweisen.
Wenn ich den schmackhaften Kern dieser
Nuss essen will, muss ich zuerst die harten Schalen beseitigen. Das
wäre die „Nussregel“, mit der ich manche Geschichten, Legenden,
Mythen und Wundererzählungen knacken muss. Das gilt auch für
folgende bekannte Fabel:
Zwei Böcke begegnen sich auf einem schwankenden Steg über einem
reißenden Gebirgsbach. Sie geraten in Streit, wer zuerst rüber darf:
„Ich war zuerst da!“
-
„Ich bin aber älter!“
-
„Mein Uropa hat diesen Steg angelegt!“
-
Wir kennen derartige Streitereien. Die Böcke können sich nicht
einigen, laufen mit gesenkten Köpfen aufeinander zu und
-
fallen beide in den Bach; sie retten sich nur mit Mühe an Land.
Solche „dummen Böcke“ können wir beim Geschwisterstreit oder fast
bei jedem Verkehrsunfall beobachten. Jetzt wäre es doch Unsinn, die
Alpenregion nach diesem Steg abzusuchen oder in einem Zoo noch einen
dieser Steinböcke aufzutreiben. Nein, es geht nur um den Kern dieser
Geschichte, die sich einer ausgedacht hat: „Sei doch vernünftig!
Eine friedliche Lösung kostet weniger Nerven und Kraft!“ Die Schale,
also den Steg oder die Böcke, hat es so nie gegeben.
Die Bibelwissenschaftler sagen uns:
Kein Buch und kein Brief im Neuen Testament sind von einem
Augenzeugen, der Jesus erlebt hat, geschrieben worden
-
auch wenn wir sie mit Namen der Jünger Jesu belegen. Und beim
Abschreiben der Texte ist bis ins Mittelalter oft in frommer Absicht
geschummelt worden. In meiner Studentenzeit hieß es: Im Neuen
Testament sind höchstens 40 Sätze von Jesus selbst. Heute heißt es:
Wahrscheinlich sind es viel mehr. Wir werden das aber nie
herausfinden können, weil die Texte in den Evangelien schon späte
Spiegelungen der Erfahrungen mit dem auferstandenen Jesus sind.
Darum ist es für Wissenschaftler ein hoffnungsloses Unterfangen,
zwischen echten und unechten Worten Jesu zu trennen.
Sie können sich vorstellen, dass diese
Bibelforschung ein Trümmerfeld hinterlassen hat. Zuerst reagierte
die evangelische Kirche bis hin zu dem Aufschrei: „Nein, kein
anderes Evangelium!“ Und dann wurde ins Gegenteil verfallen, alles
in der Bibel wörtlich für wahr zu halten. Doch das ist auch nicht
richtig. Wir haben als Studenten nächtelang herumdiskutiert, was die
Fachleute uns vorgegeben haben, bis wir langsam wieder Boden unter
den Füßen spürten bei der Lösung: Die Bibel will keine historischen
Berichte liefern, sondern gibt immer Erfahrungen wieder, die aus
Begegnungen mit Gott oder Jesus gewachsen sind. Zwei Beispiele
-
mit der Nussregel:
- „Gott hat die Welt in sieben Tagen
erschaffen“, sagt die Bibel. In der Schule wird den Schülern die
Entwicklung der Erde über Jahrmillionen beigebracht. Kern ist: Die
Bibel ist kein Naturkundebuch. Im wunderbaren Lied der Schöpfung
will einer
-
von Gott erleuchtet
-
nur sagen: „Gott sah, dass alles sehr gut war!“ Der Bericht ist
dichterisch nachempfunden, wie der Komponist Haydn ihn in seinem
Werk „Die Schöpfung“ musikalisch wiedergibt. Der Dichter damals
wusste natürlich auch schon, dass ohne Licht keine Pflanzen wachsen
und doch reihte er die Erschaffung der Sonne erst in den vierten
Tag.
- Oder denken Sie an das wunderbare
Buch von Jona, der vom Fisch verschlungen wird. Früher wurde
ausgerechnet, welche Ausmaße dieser Fisch wohl hatte, damit Jona
darin drei Tage leben konnte. Doch das ist Schale. Kern dieser
belehrenden Geschichte ist: „Du kannst Gott nicht entfliehen. Stell
dich unter seinen Auftrag!“ Diese Erzählung gehört in seiner
Kernaussage schon ins Neue Testament: Es gibt einen Gott, der
barmherzig ist zu allen Menschen, wenn sie zu ihm umkehren!
Zu dieser Nussregel müsste noch eine
wichtige Haltung hinzukommen: die der Toleranz. Sie sehen hier meine
ausgebreiteten Arme. Dazwischen kann die tolerante Einstellung
angesiedelt sein. Was ich damit meine, darf ich an einigen
Beispielen aufzeigen:
- Jesus, der übers Wasser kommt, rettet den versinkenden Petrus. Die
Wissenschaftler sagen: Kern dieser Geschichte ist die
Erfahrung: Lasse ich mich auf Jesus ein, kann ich in den Stürmen des
Lebens nicht untergehen, ja sogar die Fluten des Todes überwinden!
Schale ist zu meinen: Das hätte sich damals so
„abfotografieren“ lassen, wie Jesus übers Meer daherkommt! Da
beginnt aber die Toleranz: Wer sich das immer so vorgestellt hat,
warum nicht weiter so? Denn im Kern treffen wir uns doch wieder, der
lautet: Vertrau fest auf Jesus und du kannst dich immer über Wasser
halten. Das ist die Erfahrung auch vieler heutiger Christen.
- Nächstes Beispiel: Die wunderbare
Brotvermehrung. Die Toleranz kann reichen vom Glauben, dass alles
vielleicht so geschehen ist, bis zur Kernaussage im übertragenen
Sinne: „Wer Gottes Wort weitergibt, erfährt, wie es sich
unaufhaltsam teilt, so dass alle satt werden können.“
- Ein weiteres Exempel: Die kupferne
Schlange. Wissenschaftler sagen: „Mose ist historisch nicht
nachweisbar. Da hat ein frommer Priester viel später diese tolle
symbolische Erzählung irgendwo gefunden und unter dem Stichwort ‚Mose’
eingebracht.“ Im Kern erfüllt sich diese Erfahrung in Jesus
Christus: „Die Barmherzigkeit Gottes lässt keinen verloren gehen,
wenn er das Angebot der offenen Arme des Vaters oder Jesu annimmt.“
Gehen wir also gelassen durch die historische Kritik, die auch schon
mal widersprüchlich ist. Es kommt immer darauf an, dass ich mich
verwandeln lasse.
Es gibt noch ein anderes Evangelium,
an dem sich die Erfahrungen mit Jesus wie in einem Brennglas
einfangen lassen: Jesu Mahl mit den Zöllnern und Sündern nach der
Berufung des Matthäus. Da sitzt Jesus mit den Gesetzlosen, sozusagen
mit der Achse des Bösen, an einem Tisch zusammen. Am Zaun
ärgern sich die Frommen. Vielleicht geht Jesus sogar zu ihnen hin
und erzählt die Geschichte vom verlorenen Sohn und dem barmherzigen
Vater, die in einem großen Fest mündet
-
vom Fest, das in der Zukunft wartet, hat er oft gesprochen. Aber in
der Situation zerstört Jesus alles, was eine geordnete
Gesellschaft von einer geordneten Religion erwarten darf. Und weil
Jesus hier nicht mehr unterscheidet zwischen den Guten und den
Bösen, muss er sterben. Jesus will eben nicht die fromme Elite hier
und den sozialen Kehricht da, er will die Gemeinschaft der
Geheilten und Befreiten. Das kostet ihn Kopf und Kragen. Aber
entscheidend für uns heute ist der Kern dieser Begebenheit: Dieses
Fest ist auch uns angeboten! (Mt 9,9-13
nach Jörg Zink)
Unter dieser Perspektive ist es doch
gleich, wenn die Bibelwissenschaftler sagen: Jesus wurde in Nazareth
und nicht in Bethlehem geboren und die Hirten und die Weisen aus dem
Morgenland hat es so nie gegeben. Gegen diese Schale steht
aber die Kernaussage, also die Erfahrung mit einem Jesus, der auf
die Außenseiter zuging und sich für alle Menschen am Kreuz
hingab. Das hat einer in diesen Weihnachtsbericht einfließen lassen,
wie eine Spiegelung des ganzen Lebens Jesu: Nicht die Priester
fanden ihn, sondern die Hirten
-
die damaligen Außenseiter
-
und sogar die Ausländer aus dem Morgenland! Da wird es doch
gleichgültig, ob Jesus in Nazareth oder Bethlehem geboren wurde, ob
von einer Jungfrau oder nicht. Die biblischen Geschichten sind also
oft keine Direktreportagen, sondern Glaubenszeugnisse. Wir sind
eingeladen, diese Lichtstafette weiterzugeben.
(Wenn Sie möchten, können wir noch
öfter die sieben Siegel der Bibel aufbrechen, damit das Wort Gottes
uns wieder elektrisieren und heilen kann.)
Credolied
O Jesu, all mein
Leben bist du ... GL 472
Fürbitten
L.: Ewiger Gott. In deinem
Sohn Jesus Christus hast du Hand und Fuß bekommen. Wir bitten dich:
1.: Lass die christlichen Kirchen
deine Froh- und keine Drohbotschaft unter die Leute bringen.
Liedruf.
2.: Lass vor allem die
europäischen Länder wieder erkennen, wie sehr die Bibel ein Schatz
ist, der Mut macht. – Liedruf.
3.: Stärke die christlichen
Gemeinschaften durch dein Lebensbuch mit den entscheidenden Fragen
und Antworten nach dem Woher und Wohin des Lebens. – Liedruf.
4.: Hilf uns, deinen Liebesbrief
zu entziffern und ihn auch Kranke und Außenseiter spüren zu lassen.
– Liedruf.
L.: Denn dein ist das Reich und
die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied zur
Gabenbereitung
Manchmal feiern
wir mitten am Tag ... Tr 91
Gabengebet
Herr, unser Gott.
Steige herab mit all deiner Kraft in Brot und Wein, damit sie uns
stärken auf dem Weg durch gute und böse Tage
-
durch Christus, unseren Herrn.
Präfation vom
Tag
Vaterunser
-
Friedensgruß
Zur Erhebung
der Hostie
L.:
Seht und kostet, wie gut der Herr ist.
Alle:
Herr, ich bin nicht würdig ...
L.:
Freuen dürfen sich alle, die zum himmlischen Hochzeitsmahl geladen
sind.
Lied zur
Kommunion
O du hochheilig
Kreuze ... GL 182
Meditation
nach der Kommunion
1. Spr.: Einmal am Tag, da sollst du
ein Wort in deine Hände nehmen,
ein Wort der Heiligen Schrift.
2. Spr.: Sei vorsichtig, es ist so
schnell erdrückt
und umgeformt, damit es passt.
Versuch nicht hastig, es zu „melken“,
es zu erpressen, damit es Frömmigkeit absondert.
1. Spr.: Sei einfach einmal still.
Das Schweigen, Hören, Staunen ist bereits Gebet
und Anfang aller Wissenschaft und Liebe.
-
Betaste das Wort von allen Seiten,
dann halt es in die Sonne
und leg es an das Ohr wie eine Muschel.
-
Steck es für einen Tag
wie einen Schlüssel in die Tasche,
wie einen Schlüssel zu dir selbst.
2. Spr.: Fang heute an!
-
Vielleicht damit:
“Es geschehe dein Wille, wie im Himmel
so auf der Erde!“
(Paul Roth)
Oder:
1. Spr.: Die Bibel redet in
widersprüchlichen Bildern
wie Feuer und Dunkel,
Wolke und Fels,
Nähe und Distanz.
Sei auf der Hut!
Sie zeigt dir dabei nur die Schale, nicht den Kern.
Sei auf der Hut: sonst führt sie dich in die Irre.
Sie zeigt dir die Schale, nicht den Kern,
wenn du nicht mitspielst.
2. Spr.: Versuch nicht zuerst, die
Bibel zu verstehen.
Lass dich auf sie ein.
Deine Geschichte beginnt mit ihr,
wenn der Widerstand in dir gegen sie wächst.
1. Spr.: Mit der Bibel muss es dir
gehen
wie Jakob im nächtlichen Kampf.
Du gewinnst sie nur für dich,
wenn du mit ihr streitest.
Im Kampf zeigt sie dir ihr wahres Gesicht.
Erst in der Berührung wirst du ihre Kraft ahnen.
2. Spr.: Halte sie fest, bis aus dem
Ringen ein Segen geworden ist.
Streite mit ihr, dann erlebst du auch zärtliche Stunden.
Spiele ihr Spiel mit, das dich bis an die Grenze bringt,
bis an die Grenze deiner Fassungskraft.
1. Spr.: Deshalb halte dich nicht
für zu klein und unbedeutend.
Sie sucht die Auseinandersetzung mit dir
und durch dich mit der Welt.
2. Spr.: Die Bibel hat keine
vordergründigen Lösungen
-
weder für Gott noch die Welt.
Aber sie hat Bilder. Prophetische und poetische Bilder
für das Geheimnis:
Das Unsagbare, das auch in dir redet.
(Wilhelm Bruners in „ferment“
1/2003, S. 16f)
Schlussgebet
Herr, unser Gott.
Dein Sohn hat uns am Holz des Kreuzes gerettet, damit wir am Biss
der Schlange nicht zugrunde gehen. So führe uns einmal zur
Herrlichkeit der Auferstehung durch Christus, unseren Herrn.
Nachwort
Die Bibel ist das
bestbelegte und erforschte Buch der Antike. Alle heiligen Bücher der
Welt, auch der Koran, haben den Prozess mit der historischen Kritik
noch vor sich. Aber die Verantwortlichen halten die Hand darauf
-
wie zu lange auch die Kirche.
Schlusslied
Unsere Hoffnung
bezwingt die schwarze Angst ... Tr 711
Willi Hoffsümmer
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